In unserer Gesellschaft wird Yoga fast ausschliesslich mit den Körperübungen (asanas) auf der Yogamatte in Verbindung gebracht. Dies ist grundsätzlich nicht falsch, denn die Übungen bewirken Linderung und Vorbeugung zahlreicher körperlicher Beschwerden: Muskeln werden aufgebaut, die Durchblutung gefördert, der Stoffwechsel angeregt, die Organe massiert und Gelenke wie Sehnen beweglich gehalten.
Der eigentliche Kern von Yoga ist jedoch die bewusste Beschäftigung mit sich selbst. Sich achtsam selbst finden und lernen, aus der ruhigen Mitte heraus zu leben.
Dies ist alles andere als einfach!
Täglich sind wir mit unserer Aufmerksamkeit außerhalb von uns beschäftigt und versuchen, unseren vielen, oft sehr unterschiedlichen Rollen im Leben gerecht zu werden: am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, in der Familie, unter Freunden oder im Verein. Oft beschleicht uns dabei das Gefühl, irgendwie nicht selbst zu leben, sondern gelebt zu werden, gar eine Marionette im eigenen Lebensfilm zu sein.
Leben bedeutet konstante Veränderung. Nichts können wir auf Dauer festhalten, weder unseren Besitz, unsere Gesundheit, noch die guten Gefühle. Wir wissen nie, was uns im nächsten Augenblick erwartet. Niemand hat uns je beigebracht, das Leben so, wie es ist, anzunehmen und uns bewusst dem Strom des Wandels anzuvertrauen und mitzufliessen. Genau dies ist der Ansatz, den uns Yoga lehren möchte.
Yoga heisst, bewusst im Hier und Jetzt zu leben. Yoga lehrt uns, unseren Geist so stabil und ruhig werden zu lassen, dass er den gegenwärtigen Augenblick in seiner Ganzheit erfasst. Wir erkennen, dass wir oft selbst Regisseur und Verursacher aller – positiven wie negativen Lebensumstände sind. Hier beginnt wahres Selbst-Bewusstsein: Die gelebte Verantwortung für das eigene Denken und Handeln.
Es liegt an uns, den Weg des Yoga im Alltag zu gehen. Der Alltag ist unser bester Lehrer, denn er ist der Spiegel unserer bewussten und unbewussten Vorgänge.
Yoga lädt uns ein zu erkennen, wie wir die Dinge sehen, womit wir uns identifizieren und wie stark wir an diesen Überzeugungen haften. Yoga schenkt uns die Vision, dass wir alles, womit wir uns selbst einengen und behindern, hinter uns lassen können. So werden wir aufblühen, wachsen und uns zu dem entwickeln, was wir tief in unserem Innern bereits sind.
“You cannot do yoga. Yoga is your natural state. What you can do are yoga exercises, which may reveal to you where you are resisting your natural state.“ (Sharon Gannon)
Namaste