Namaste India

Reisebericht Teil 1

Mit leichtem Gepäck aber vielen Erwartungen im Rucksack sind wir mein Partner und ich (Katharina) am „Samichlaustag“ von Zürich nach Delhi geflogen. Unser Abenteuer begann bereits mit der Fahrt vom Flughafen zum Hotel. Die Fahrt durch die Nacht war ein Erlebnis für alle Sinne und nichts für schwache Nerven. Rasant bewegten wir uns durch den dichten Verkehr, Hupen ertönten ununterbrochen, die Sicht wegen des Smogs und der angelaufenen Frontscheibe sehr schlecht. Jedes Mal, wenn die Scheinwerfer eines auf unserer Spur entgegenkommenden Fahrzeuges das Fahrzeuginnere erhellte, stieg mein Puls in die Höhe. Erleichtert darüber, dass der Taxifahrer, obwohl er uns gerade Fotos auf seinem Handy zeigt, trotzdem eine schnelle Reaktion hat und immer wieder gekonnt auswich, liess ich mich müde zurück in den Sitz sinken. Einschlafen konnten wir, als wir um drei Uhr morgens endlich im Bett lagen, nur schwer, der Adrenalinpegel war noch zu hoch.

Old Delhi – kein sanfter Einstieg

Delhi begrüsste uns mit einem bunten Durcheinander aus Farben, Gerüchen und Geräuschen. Wir tasten uns langsam an die Stadt heran. Bevor wir uns mit einem Guide durch Old Delhi bewegen, um den indischen Streetfood zu probieren, Tempel zu besichtigen und mehr über die Kultur zu erfahren, stand uns eine grosse Herausforderung bevor. Wir mussten eine belebte Strasse überqueren. Es schien uns nahezu unmöglich, die andere Strassenseite lebend zu erreichen. Ein älterer Herr bemerkte unsere Unsicherheit. Ungefragt eilt er uns zur Hilfe, eskortierte uns über die Strasse, hob kurz die Hand zum Gruss und ging schnellen Schrittes den Weg zurück zur anderen Strassenseite. Dankbar und gerührt von der Hilfsbereitschaft, stürzten wir uns in das unbeschreibliche Chaos von Old Delhi.

Luxus und Armut sind hier Nachbarn

Unsere erste Zugfahrt in Indien führte uns nach Agra, eine Stadt die bekannt ist für ihr Weltwunder: der Taj Mahal. Mit einem für indische Verhältnisse luxuriösen Zug, fuhren wir durch die Landschaft und an Dörfern vorbei. Es fühlte sich ungerecht an, mit der oberen Gesellschaftsschicht in einem komfortablen Zugabteil mit Servicepersonal zu sitzen, während draussen Wellblechhütten und Zeltsiedlungen an uns vorbeiziehen. In Indien könnte die Schere zwischen Arm und Reich nicht grösser sein. Täglich wurden wir damit konfrontiert. In Agra selbst verstärkte sich dieses Gefühl noch: teure Hotels neben dem Taj Mahal, während nur wenige Meter entfernt zwei kleine Jungs barfuss im Dreck mit Plastikmüll spielten. Da fühlt sich unsere schon fast verzweifelte Suche nach gutem Kaffee, lächerlich an.

Begegnung mit der Wildnis

Nächster Halt: Rajasthan. Wir erreichen mit dem Zug Sawai Madhopur um von da aus im nahegelegenen Ranthambore Nationalpark Safaris zu unternehmen. Wir fotografieren beide gerne und lieben die Natur. Grund genug einen Nationalpark zu besuchen. Unser Jeep holpert über die Schotterpisten. Es ist vor Sonnenaufgang und eisige Kälte herrscht. Wir, eingepackt in mehrere Schichten Kleidung und aufgeregt darüber, ob wir Tiger finden und welche Tiere wir antreten werden – die Kamera ist einsatzbereit. Wir hatten Glück! Auf zwei von drei Safaris sichteten wir bengalische Tiger. Was für ein Highlight! Neben den Tigern begegneten wir auch anderen faszinierenden Bewohnern des Nationalparks. Eine Hyäne schlich durch dashohe Gras, Krokodile sonnten sich träge am Ufer eines Sees und Antilopen grasten friedlich neben der Strasse. Die raue und abwechslungsreiche Natur, trockene Grassteppe und grüne Wälder, die sich abwechseln, hat uns tief beeindruckt.

Aus der Natur zurück in die pulsierende Grossstadt

Nach unserem Aufenthalt in der Natur, zieht es uns wieder in die Stadt. Einmalmehr mit Zug, dieses Mal im günstigsten Wagon. Das Ticket für die zweistündige Fahrt kostete uns umgerechnet weniger als 1 CHF pro Person. Wieder einmal durften wir die Hilfsbereitschaft unserer Mitreisenden hautnah erleben. Manche von ihnen waren schon weit mehr als 24 Stunden in dem Zug unterwegs, waren aber nicht zu müde uns bei der Sitzplatzsuche zu helfen. Die Sitze waren hart und unbequem, das Gedränge gross aber die Gespräche mit den Mitreisenden und ein Power Napp zwischendurch machten die Fahrt kurzweilig. Wir erreichten Jaipur. Der Kontrast zur Ruhe des Nationalparkes war überwältigend. Nach einer kurzen Rast stürzten wir uns ins Getümmel und liessen uns von der Energie der Stadt mitreissen.

Nächste Woche wird’s „yogisch“. Wir reisen weiter, an heilige Orte, schwitzen uns in Yogastunden ab und stürzen uns in in den indischen Verkehr.


*Sheroe Cafe: Am Ende unserer Suche haben wir nicht nur einen guten Cappuccino gefunden, nein auch ein tolles Cafe geführt von einer Stiftung für Säureopfer. Frauen, die einem Säureangriff zu Opfer fielen, haben hier die Möglichkeit neu anzufangen und vor allem ihr eigenes Geld zu verdienen.